Unsere Begegnung mit dem Schicksalsberg:
Für diesen Tag hatten wir uns mal wieder eine etwas größere sportliche Herausforderung ausgesucht. Angeblich sollte das/die Tangariro Alpine Crossing die schönste Tageswanderung in Neuseeland sein (ca. 19 km, 6-8 Stunden) bei der man das Vulkanmassiv des Tongariro überquert.
Zusätzlich wandert man hier vor ziemlich bekannter Kulisse. Einer der Gipfel des Vulkans, der Mount Ngauruhoe stand nämlich Vorbild für den Schicksalsberg (Mount Doom) in LoR. Mit etwas Glück also würden wir die Höhle finden in der Frodo den Ring in den Schicksalsberg geworfen hat (ist dieser danach nicht eingestürzt? - hmm 😜).
Zu unseren irdischen Problemen:
Um 5 Uhr ging unser Wecker (waaa, haben doch Urlaub). Warum so früh? In den Sommermonaten darf man am Startpunkt der Wanderung nur 4 Stunden parken (die Wanderung sollte ca. 7 Stunden dauern), wohl damit nicht alle Touristen die Parkplätze verstopfen. Zusätzlich handelt es sich bei der Wanderung nicht um einen Rundweg, somit sind der Start- und Endpunkt an verschiedenen Punkten. Man überquert mit der Wanderung eine größere Bergkette und steigt auf der anderen Seite wieder ins Tal hinab.
Die Bewohner der Region haben sich für das Problem mit den unterschiedlichen Start- und Endpunkten etwas ausgedacht, es gibt nämlich einen Shuttlebus von jedem bergnahen Dorf. Warum jetzt 5 Uhr? Wir hatten den Shuttle um 5.45 gebucht, da wir nicht parallel mit 1000 anderen Touris den Berg hochstapfen wollten (die anderen wollen bestimmt etwas länger schlafen 🤔), und - ganz logisch nicht gerne in der prallen Mittagssonne wandern.
Als wir um 6.30 Uhr mit dem Bus am Startpunkt der Wanderung ankamen, war der Parkplatz tatsächlich noch relativ leer, aber wir waren definitiv nicht alleine. Eine größere Menschenmenge quälte sich mit uns den Berg hoch, trotzdem bei langsam aufgehenden Sonne ein erhabenes Erlebnis - wobei wir schon mal anstrengende Wanderungen erlebt haben (wer mal die Alpen überquert hat 😁).
Zuerst ging die Wanderung relativ flach los, mit schönem Blick auf den Schicksalsberg. Dann ging es 30 Minuten relativ steil auf ein Plateau, um dann nach 15 Minuten "Plateauwanderung" nochmal 30 Minuten sehr steil über die Devils Staircase auf den höchsten Punkt (1886m - also eher "sub alpine crossing".) zu führen.
Überall waren Warnschilder angebracht, man solle sofort umkehren wenn Wolken am Himmel wären oder wenn man sich müde fühlen würde, dann solle man den zweiten Aufstieg nicht machen (what? Wir waren um 5 aufgestanden, natürlich waren wir müde!!! ), aber Insgesamt war der Aufstieg nicht so anstrengend wie unser Hike zum Isthmus Peak. Das lag wohl auch daran, dass es nur relativ kurze steile Passagen gab und die Sonne noch nicht so gnadenlos auf uns herunter schien.
Die ganzen Schilder erklärten wir uns damit, dass die Neuseeländer insgesamt immer sehr vorsichtig sind was ihre Wanderstrecken angeht (sperren bei nem kleinen Steinschlag immer direkt alles ab), wobei tatsächlich immer mal wieder Wanderer, gerade bei dieser Wanderung vom Berg gerettet werden müssen.
Wahrscheinlich aber nur weil sie in einem Anflug grober Selbstüberschätzung die Wanderung angetreten sind.
Oben angekommen gab es eine unglaubliche Sicht auf die Vulkanwelt und dazu noch echten aktiven Vulkanismus zu bestaunen. Überall roch es nach faulen Eiern und an vielen Ecken zischte es. An dutzenden Stellen stieg schwefeliger Dampf auf und die drei Vulkanseen hier oben (genannt Emerald Lakes/Smaragdtseen) hatten eine ungesunde grün leuchtende Farbe. Faszinierend! (trotz Menschenmassen, absolut empfehlenswert!!!).
Hier wurde einem sehr schnell bewusst, wie aktiv die Vulkane in Neuseeland doch sind. Wir standen quasi direkt auf dem pazifischen Feuerring, irre.
Weiter ging es über einen Kratersee an den ewig langen Abstieg (3 Stunden?, das war wirklich quälend und mittlerweile stand die Sonne auch im Zenit 😓) mit herrlichen Aussichten auf den Lake Taupo.
Beim Abstieg konnte man noch einen kleinen aktuell aktiven Vulkan Kegel (Te Mari Krater) beobachten, der auch erst vor einigen Jahren ausgebrochen ist und einige Gesteinsbrocken dabei kilometerweit durch die Gegend geschossen hat. Zum Glück war damals off-season und es wurde kein Tourist verletzt, aber wie bei White Island (da wo letztens dutzende Menschen bei einer Eruption umgekommen sind) weiß man ja irgendwie nie genau wann ein Vulkan sich mal entlädt.
Mit dem ersten möglichen Shuttle (Speedhiker halt) ging es für uns zurück zum Camper, der im National Park Village stand. Wir wollten noch einige Kilometer in Richtung Taupo fahren, wo wir uns am Lake Taupo noch ein wenig sonnten und ein Bad genossen.
Anschließend ging es auf einen Stellplatz (Reids Farm), den uns eine gute Freundin empfohlen hatte 😜. Von hier machten wir einen Abendspaziergang (waren ja noch nicht genug gelaufen) zu den nahen Huka Falls. Auf Grund der späten Zeit hatten wir die Falls fast für uns alleine und genossen das tosende Spektakel bei untergehender Sonne. Ein wirklich herrlicher Tag.
Anbei noch Bildmaterial als Zugabe.
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