Andrea hatte am nächsten Tag mächtig Muskelkater. Um sie auszutricksen schlug ich zwei Wanderungen, eine zum Fox - und eine zum Franz Josef Gletscher vor, die "angeblich" easy wären (eigentlich hätte ich ja eh alles verlangen können, hatte ich doch noch bis 12 Uhr Geburtstag 😜.)
Bei der ersten Wanderung zum Fox Glacier stimmte das tatsächlich auch. Leider gab es in der letzten Zeit einige Erdrutsche und wir mussten die Wanderung auf einem weiter entfernten Parkplatz beginnen, kamen dafür aber auch nur zu einem kleinen Aussichtspunkt in sehr weiter Ferne zum Gletscher. Große Enttäuschung! Im Internet hatten wir Bilder gesehen, die Menschen quasi direkt vor der Gletscherzunge zeigten. Diese müssen aber wohl schon einige Jahre her sein, denn den dort angebrachten Infotafeln war zu entnehmen, dass die Gletscher schmelzen - "surprise, surprise".
Nach dem enttäuschenden Ausflug zum extrem geschrumpften FOX Glacier fuhren wir einige Kilometer weiter um eine Wanderung am Franz-Josef -Gletscher zu machen.
Andrea war ob ihres Muskelkaters noch guter Dinge, doch die Wanderung zu einem Aussichtspunkt (Roberts Point) mit Sicht auf den FJG stand ihr noch bevor. Ich hatte ihr vorher erzählt, die Wanderung wäre zwar lang, aber nicht anspruchsvoll. Quasi ein Spaziergang. Weit gefehlt! Anders als der kurze Hike vorher war diese Wanderung über 5 Stunden und mit einigen Kletterpartien verbunden. Es ging viele Kilometer über Stock und Stein im dichten Urwald immer parallel zum Gletscherfluss. Einmal mussten wir sogar ein paar Meter senkrecht an Wurzeln hochklettern und als Topping warteten mehrere Hängebrücken auf uns, die es zu überqueren galt. Highlight des Weges war eine super schmale ca. 110 m lange Hängebrücke über einen Creek.
Uff, das wusste ich vorher auch nicht. Da auch ich nicht wirklich schwindelfrei bin, schlotterten beim Hinweg schon ein wenig die Knie.
Aber irgendwie kein Wunder! Es gibt ja auch Leute die fliegen um die halbe Welt (sry, die Ganze) um zwei schmelzende Gletscher zu sehen und sind dabei nicht die einzigen!!!
Es gibt sogar Leute, die sind noch verrückter und lassen sich zusätzlich mit dem Hubschrauber auf den Gletscher fliegen! Es flogen während wir wanderten im Minutentakt Hubschrauber über unsere Köpfe, um Touristen auf (für einige Minuten Spaziergang auf dem schmelzenden Eis) oder über den Gletscher zu fliegen. Irgendwie verrückt.
Abgesehen von der Klimadebatte, war es für uns bei beiden Gletschern schon sehr befremdlich. Wir wandern bei molligen 25 Grad zum Gletscher, der sich dann quasi auf Augenhöhe mit uns befindet (an Roberts Point war man sogar oberhalb der Gletscherzunge, was bei knapp über 600 m lag). Wenn wir schon schwitzen wie sau, warum soll es dem Gletscher dann anders gehen. Alle Gletscher die wir vorher gesehen haben waren auf >2000m Höhe und nicht "irgendwie" direkt im Tal.
Der Rückweg von Roberts Point zog sich dann doch etwas und nach insgesamt 7 Stunden wandern, (an einem Tag mit Muskelkater wohlgemerkt 🙄) sagten wir den Gletschern "Goodbye" und fuhren noch einige Kilometer nach Greymouth, wo wir direkt am Meer campen durften.