Wer uns gut kennt weiß, dass wir es keinen ganzen Tag am Strand aushalten. Am Vormittag brauchten wir noch ein wenig Kultur und machten eine Townshiptour. Townships sind die Ansammlungen von einfachen Häusern in denen die zumeist ärmere schwarze Bevölkerung lebt. Da in der Tourbeschreibung stand man solle ruhig Sachen (eigentlich Sweets) für Kinder im Township mitnehmen, packten wir einige Sachen die für unsere Packforapurpose Aktion gedacht waren ein. Gerade keine Süßigkeiten (wir wollen nicht fördern, dass die Kinder schon im jugendlichen Alter zahnlos sind), sondern einige Packungen Buntstifte und einen Fußball.
Wir hatten mit unser Buchung mal wieder Glück und bekamen eine private Führung von unserem Guide Nande. Nande erzählte uns, dass aktuell ca. 40. 000 Menschen in der Township von Swakopmund leben würden. Entstanden ist die Township im Zuge der südafrikanischen „Verwaltungszeit“, die auch in Namibia die Rassentrennung einführte. Die Regierung siedelte damals schwarze Bürger aus dem Stadtzentrum in die Township am Stadtrand um. Hier wurden dann die einzelnen namibischen Stämme in verschiedenen Zonen, in vom Staat errichteten Häusern angesiedelt (Für die Geschichtsfreaks zum nachlesen: Der sogenannte Odendaal-Plan).
Diese ursprünglich vom Staat errichteten Häuser unterschieden sich sogar von Stamm/Volk zu Stamm/Volk in ihrer Größe. Zumeist waren es einfache Steinhäuser mit einer Küche, Toilette und 1-2 Wohnräumen die auch zum Schlafen genutzt werden. Nande zeigte uns solche Häuser, allerdings waren auch viele schon um ein oder zwei Räume von ihren Besitzern erweitert worden. Anders als von mir vermutet, benötige man für jede Erweiterung eine Bauzeichnung und eine Baugenehmigung vom Amt versicherte Nande. So müsse man auch auf jede Baumaßnahme am Haus, Steuern an den Staat zahlen.
Mit ordentlichen deutschen Biedermann Verhältnissen hatte die Township natürlich wenig gemein, aber es gab fein abgezäunte Grundstücke, Schulen, Kindergärten, Supermarkt und Co..
Zuerst führte Nande uns auf einen kleinen Markt, wo er uns das Speisenangebot der Einheimischen Bevölkerung vorstellte.
Hier gab es Nahrungsmittel, wie Trockenfisch, Hülsenfrüchte, geröstete Kerne und auch Maismehl zu kaufen, woraus meistens eine Art Porridge gemacht wird – geht zum Frühstück, Mittag und Abendbrot erzählte Nande. Die Möglichkeiten local food zu probieren bekamen wir noch am Ende unserer Tour.
Danach ging es weiter zu einer Herrero Frau, bei der Nande uns versuchte, Teile der Kultur der Herreros zu erläutern. Sein Fokus lag vor allem auf der Kleidung. Die Herrero kleideten sich eigentlich lange Zeit wie die Himba (der Volksstamm der „nackt“ rumrennt), durch kolonialen Einfluss entwickelte sich die Kleidung der Herrero allerdings zu einem viktorianischen Kleidungsstil, den viele Herrero bis heute noch pflegen (meist für Kirchengang o. ä.).
Neben der Arbeit als Fotomodell für Touristen unterhielt die Herrero Frau hauptberuflich einen Kindergarten in ihrem Garten. In einem kleinen Verschlag betreut sie außer Sonntags jeden Tag bis zu 20 Kinder. Der Verschlag sah schon abenteuerlich aus, dazu war das wenige Spielzeug das rumstand stark abgenutzt und alles war für deutsche Verhältnisse dreckig und staubig. Deutsche Eltern würden ihr Kind wahrscheinlich keine zwei Sekunden alleine in diesen „Kindergarten“ lassen. Aber die Herrero Frau schien für ihre Sache zu brennen, es wurde aus wenigen Mitteln etwas gemacht, das zählte für uns! Der Spruch: „Die Kinder in Afrika würden sich darüber freuen“ hat nichts an Aktualität eingebüßt und so ließen wir einige Buntstifte im provisorischen Kinderhort und nahmen uns mal wieder vor, dankbarer für unser „Geburtsglück“ zu sein.
Nande führte uns danach zu einer Organisation die sich um vernachlässigte Kinder und alleinstehende Frauen kümmert. Hier erhielten wir eine kleine Lektion in Klicklauten. Das Wort „Nam“ bekam durch unterschiedliche „Klicks“ eine andere Bedeutung. Mal hieß es Liebe, mal umarmen, mal irgendwas mit tanzen, je nachdem welchen „klick“ (schnalzen, schmatzen etc.) man machte. Lustige Lektion, nur leider hatten wir kurze Zeit später das meiste wieder vergessen. Die Organisation finanzierte sich auch zum Teil davon, dass sie selbstgemachten Schmuck und Souvenirs verkaufte, wir kauften also auch ein kleines Andenken. Hier ließen wir auch die restlichen mitgenommenen Stifte und den Fußball (komisch – darüber Freuen sich alle immer am meisten).
Dann wurde es Zeit für einen traditionellen Lunch. Nande servierte uns im Haus seiner Mutter, Pap (dieser Maismehlbrei), Spinat und Bonenpüree (zum Pap reindippen), kleine Beefstücke, eine Art ungezuckerter Berliner und als Highlight gebratene Raupen. Alles wurde traditionell mit den Händen gegessen – schmeckt ja eh viel besser.
Und Weltpremiere: Abgesehen von den paar Fliegen und spinnen die man ja im Schlaf verschlucken soll, befinden sich jetzt auch Raupen auf unserer Speisekarte. Wenn man den Ekel mal ignoriert, sind diese sogar essbar, vor allem der Kopf zergeht richtig wenn man draufbeißt (kriege noch beim drüber Schreiben Gänsehaut).
Danach kam die Nummer peinlich berührt: Wie bei vielen geführten Touren wird zum Schluss etwas aufgeführt. Für uns sang exklusiv der Township ansässige Jugendgospelchor. Die Aufführung war zum Glück schnell vorbei. Nicht das wir die Musik nicht mochten, aber wir sind irgendwie immer leicht beschämt wenn etwas für uns alleine gemacht wird – wir stehen halt nicht so gerne bei solchen Sachen im Mittelpunkt.
Nach dieser Aufführung, brachte uns Nande wieder zum Hotel und nach dem kulturellen Teil kam jetzt der Strandpart. Wir mischten uns unter die zum größten Teil Farbige Bevölkerung an der Hafenmole, badeten ausgiebig im kalten! In Atlantik und holten uns den ersten? Sonnenbrand des Urlaubs.
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