Mit dem Zug sind wir am Mittag von Da Nang nach Hue gefahren. Für die 100 Kilometer braucht der Zug wieder eine beachtliche Zeit (2 1/2 Stunden). Dafür wird man mit einer wunderschönen Bahnstrecke entlohnt. Der Weg führt nämlich am Fuße des Wolkenpasses direkt am Meer entlang. Ein wirklich beeindruckendes Panorama. Da es einige Steigungen auf der Strecke gibt kriecht der Zug teilweise über die kleinen Hügelchen an der Küste. Leider sind keine Bilder entstanden, Fotos durch dreckige Fensterscheiben finde ich persönlich nicht sehr gelungen.
Der Wolkenpasse ist ein Gebirge, welches sich von Ost nach West erstreckt und eine Klima Barriere darstellt. Herrschten in Da Nang noch 30 Grad, war es in Hue einige Grade kühler und zum größten Teil bewölkt. Dieses veränderte Klima (Regen!!!) hat uns dann auch einige Tage später nach Bangkok getrieben.
Hue ist im Vergleich zu den großen Städten in Vietnam eher beschaulich, birgt aber vor allem mit der alten Kaiserstadt eine sehenswerte Attraktion. Aber auch hier gibt es gut ausgebaute traveller Pfade und eine große Auswahl an Hotels und Hostels alle relativ zentral gelegen. Unser Ziel für die zwei Tage war also klar, wir haben die alte Kaiserstadt besichtigt, in der vom Anfang des 19. - Mitte des 20. Jahrhunderts der Kaiser und sein Gefolge gelebt haben. Wirklich geherrscht haben die Kaiser aber wohl nur bis 1885, danach hatten die Franzosen in Vietnam das sagen (Kolonialzeit :)).
Nachempfunden war die Kaiserstadt wohl der verbotenen Stadt in Peking, leider sind sehr viele Gebäude im Vietnamkrieg zerstört worden. Es gab wohl mehrere Gefechte in der Kaiserstadt während der berühmten Tet Offensive. Dementsprechend präsentiert sich die alte Kaiserstadt als ein Mix aus neu restaurierten/wiederaufgebauten Gebäuden und vielen leeren und überwucherten Plätzen, an denen wohl vormals schicke Gebäude standen. Auch an einigen Gebäuden wurde gearbeitet, wenn auch in landestypischem Tempo :). Aber auch die wenigen intakten Gebäude vermitteln einen guten Eindruck, wie prächtig und farbenfroh dieser Kaisersitz wohl mal gewesen ist. Die vielen Touristen haben sich auf dem weitläufigen Gelände gut verteilt, sodass man an einigen Stellen wirklich Ruhe hatte - für das Vietnam welches wir kennen gelernt haben, eher eine Seltenheit.
In Hue hatten wir wieder einen Scooter. Witzig, keiner der beiden geliehenen Scooter war einwandfrei funktionstüchtig. Nummer eins in Da Nang ist jedes mal im Stand abgesoffen (es war ein Automatik Scooter!), bei Nummer zwei funktionierte weder Tacho, noch Sprit Anzeige. Aber irgendwie gehört das wohl zum Erlebnis Vietnam dazu :), reklamiert haben wir es ehrlich gesagt auch nicht. Mit dem Roller haben wir nach dem Besuch der Kaiserstadt die etwas ausgetrampelten Pfade wieder verlassen und sind über die umliegenden Dörfer gefahren. So ungefähr am Punkt unserer Tour, der am weitesten von Hue entfernt war, ist uns dann der Reifen geplatzt - alle Insassen sind zum Gùck heile geblieben :).
Zu unserem Glück standen wir aber an einer größeren Kreuzung und wie es der Zufall wollte ,gab es dort ein paar Häuser mit einem netten Mechaniker. Überall in Vietnam betreiben Menschen kleine Roller Werkstätten, Pumpen Reifen auf, machen kleine Reparaturen sofort - an mancher Ampel stehen Leute und flicken eben schnell am Straßenrand löchrige Reifen. Das Problem mit unserem Mechaniker war nur die Verständigung und wir haben ihm schließlich die Nummer vom Hotel gegeben. Die Ursache des Plattfusses war schnell gefunden, der Schlauch war nämlich am Ventil komplett eingerissen. Zum Glück hatte der Herr auch einen kompletten Schlauch da und wir konnten nach 15 Minuten die Fahrt fortsetzen.
Was allerdings Nerven gekostet hat, war die Diskussion mit dem Hotel vor der Reparatur. Erst wollte das Hotel uns einen neuen Roller als Ersatz schicken. Das hätte aber locker 1 Stunde gedauert, die Reparatur war aber nur eine Sache von 15 Minuten und hätte sowieso gemacht werden müssen. Eine große Frechheit war allerdings, dass der Hotelmitarbeiter meinte, ich solle die Hälfte der Reparatur zahlen und er würde die andere Hälft übernehmen. Da ist mir wirklich die Hutschnurr geplatzt und der Mitarbeiter konnte echt froh sein, das meine Englischkenntnisse für nette Umschreibungen dessen, was ich von ihm halte nicht ausreichen (ich bezweifle eh, dass er mich verstanden hätte). Trotzdem meine ich mich zu erinnern, dass mehrmals das f- Wort gefallen ist.
Der Schlauch war derart ramponiert, dass es sicherlich nicht unser Verschulden war, sondern wir eher auf einer tickenden Zeitbombe rumgefahren sind und wirklich Glück hatten, das der Reifen nicht bei hoher Geschwindigkeit den Geist aufgegeben hat. Ich hatte mich schon auf eine Begegnung am Abend mit dem Hotelmitarbeiter gefreut, allerdings hatte der schon frei und seine Vertretung gab uns das Geld ohne murren wieder und entschuldigte sich mehrfach. Geht doch! Die Reparatur kostete außerdem lächerliche 4€, trotzdem - hier ging es ums Prinzip :).
Wir hatten noch zwei einschneidende Erlebnisse. Einmal haben wir einer Frau dabei zu geschaut, wie sie mit primitivem Werkzeug ihr Feld umgepflügt hat (der Pflug erinnerte an ein Einrad). Wahrlich harte Arbeit! Welcher deutsche "Bauer" gräbt seinen Fußballfeld großen Acker mit der Hand um?
Zweites Erlebnis war bei einem abendlichen Spaziergang durch Hue. Es sprachen uns zwei junge Vietnamesen an, ob sie sich mit uns unterhalten könnten. Sie wollten ihr Englisch verbessern und würden sich deshalb öfters mal mit Ausländern unterhalten. Natürlich wittert man im ersten Moment irgend eine Masche, aber diese beiden führten wirklich nichts anderes im Schilde, als sich zu unterhalten. Es entwickelte sich ein wirklich nettes Gespräch und wir hatten die Gelegenheit uns einige Fragen ùber Land und Leute erläutern zu lassen. Zwischendurch kam noch ein kleines Mädchen (9 Jahre wäre sie) dazu, dass sich mit uns in recht gutem englisch unterhalten hat. Irgendwie total süß. Es stellte sich heraus, dass sie gerne Eiscreme isst - kommt einem irgendwie bekannt vor :))
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